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Bei starkem Schneetreiben macht David mal wieder Taxidienst zum Bahnhof. Die Strasse ist rutschig, ich ermahne ihn, langsam zu fahren, da wir es eilig hätten... Vor der Abfahrt hat Nelly zu Fuss vorbeigeschaut, um uns zu verabschieden und uns zwei Tafeln Schokolade mitzugeben, die liebe.. Sie bekommt Margrits nach zehn Tagen immer noch ansehnlichen Geburtstags-Blumenstrauss. Am Bahnhof treffen wir per Zufall auf Elsbeth und Mike. Elsbeth will für eine Woche ins Wellnesshotel „Ländli" am Ägerisee. Mit der fröhlichen Elsbeth, deren helles Lachen wohl im ganzen Bahnwagen zu hören ist, vergeht die Fahrt zum Flughafen rasch.
Schnell ist das Gepäck aufgegeben, dann setzen wir uns an einen der Tische beim „Foodland" und verzehren unsere mitgebrachten Brötchen, was zwar unerwünscht ist, wie die sehr hoch hängenden Verbotstafeln verkünden. Zum Flugzeug fährt uns zum ersten Mal seit langer Zeit ein Bus. Die Fahrt geht so lange, dass wir zu zweifeln beginnen, ob der Fahrer weiss, wo der Flieger steht. Warum sind mir immer die meisten andern Fluggäste unsympathisch? Zum Beispiel dieser dicke, Kaugummi chätschende Glatzkopf und seine Frau, die sich lustvoll derselben Beschäftigung hingibt. Die neben mir stehende junge Schönheit, brünett und in weissem, grobmaschigem Pulli, in deren Ärmel sie ihre Finger zurückzieht, weiss mir, wen wundert's, weit besser zu gefallen. Der Airbus füllt sich nur zu einem Drittel, und Margrit und ich sind die einzigen „Priority"-Passagiere in den vordersten vier Sitzreihen, wo es mehr Beinfreiheit gibt. Hinten sind die Sitze, wie im Internet von Fluggästen beanstandet, extrem eng gestellt, aber sonst war der Mehrkomfort offenbar niemandem die 15 Euro Zuschlag wert. Wir fliegen, samt Gepäck und „Priority", für gut 80 Euro pro Nase nach Lissabon und zurück - wie kann eine Airline so nur rentieren?
Wir rollen pünktlich los, aber abheben kann der Pilot, nach endloser Irrfahrt auf dem erstaunlicherweise völlig aperen Gelände und der aufwendigen Enteisungsprozedur, erst nach einer knappen halben Stunde. Beim Steigflug ertönt ein unangenehm lautes Knirschgeräusch, aber auf der Reiseflughöhe wird der Flug sehr ruhig, teils wohl weil wir ganz vorn sitzen. Die stellenweise aufgelockerte Wolkendecke lassen wir erst irgendwo über dem einförmig braunen Spanien hinter uns. Als die Atlantik erscheint, wird die Landschaft grüner, und schliesslich, nach einem Bogen ins Meer hinaus, ziehen die Vororte von Lissabon und uns weg. Nochmals eine Kurve über den Rio Tajo mit der Hängebrücke genau unter uns, dann grandiose Sicht auf die vielhügelige Altstadt, bevor wir aufsetzen - eine Viertelstunde zu früh, so dass der eigentliche Flug nur gut zwei Stunden gedauert hat. Ich gräme mich etwas, weil ich die Kamera nicht aus dem verstauten Rucksack genommen hatte und das während des Anflugs nicht mehr möglich war. Daher gibt es heute noch keine Fotos, sorry.
Auf unsere Koffer brauchen wir nicht lange zu warten, zumal offenbar nur wenige Passagiere überhaupt Gepäck aufgegeben hatten. Etwas länger dauert es dann, für ein Taxi anzustehen: Dreimal zwanzig Meter lang ist die Schlange, aber nach einer Viertelstunde sitzt Margrit im Fond und ich vorne neben einem jungen, bärtigen Portugiesen, der die Adresse unserer Unterkunft ins Navi eintippt, und ab geht's bei 15 Grad in den sonnigen Nachmittag hinein. Eine halbe Stunde kurvt er durch viele Quartiere, bis er vor der Nummer 36 in der Rua da Misericordia stoppt. Das lange Stadthaus hat mehrere Türen, jede mit einer Hausnummer darüber. Wir müssen in den fünften Stock, zum Glück gibt es einen Lift. Dort empfängt uns der freundliche Miguel, zeigt uns unser Zimmer und erklärt uns, wie es beim Frühstück zugeht. Wir scheinen heute seine einzigen Gäste zu sein.
Wir dürfen die Küche benützen und brauen uns gleich mal den Nachmittagstee, wobei wir angewidert feststellen, dass das Wasser ab Hahn, das laut Miguel „gut" sei, leider gechlort ist. Auf einem kleinen Erkundungsgang durch ein paar Gassen entdecken wir ein kleines, gemütliches Restaurant, in dem wir uns später am Abend eine feine Pizza schmecken lassen, gefolgt von Tiramisu, das in kleinen Einmachgläsern mit Gummiverschluss serviert wird. Hier ist es nicht ganz so billig wie kürzlich in Spanien, aber mit gut 30 Euro kommen wir doch günstig weg.
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Heini Heute Abend habe ich festgestellt, dass der gestrige Eintrag "Flug nach Lissabon" plötzlich verschwunden war. Hier ist er nochmals.