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viel Zeit ist seit dem letzten Eintrag vergangen. Zumindest fühlt es sich so an. Die Zeit vor dem Wochenende war sehr arbeitsam.
08.02.
wieder geht ein anstrengender Tag zuende. Da ich kein Internet habe, wohl aber den Laptop, schreibe ich schon mal den Eintrag für heute, auch wenn ich ihn erst morgen frühestens ins Netz stelle.
Kaum vorstellbar, dass es bei euch gerade 16:30h ist! Hier ist es halb 12 abends. Ich höre seit langem mal wieder Musik - jetzt gerade. Natürlich chinesisch.
Der Tag war wieder sehr anstrengend. Die Arbeit geht hier nie aus! Die größte Spiel-Firma in Taiwan, mit den meisten chinesischen Lizenzen und größtem Import von Spielen aus Deutschland. Schon ein großer Titel, auch wenn Johannes es nie betont. Aber daneben fühlt man sich gleich ganz klein. So ein wichtiger Mensch - und eben doch auch Mensch, mit Familie und aus Deutschland (na gut, Oberbayern...) ;)
Heute war das Lager der wichtigste Platz. Genaue Zahlen darf ich nicht nennen, aber es ist riesig! Heute kamen 14 neue Paletten eines einzigen Spiels... Dementsprechend ist es viel Arbeit den Platz zu schaffen, die übrig gebliebenen Spiele von der Messe zu sortieren und was die langweiligste, aber eben auch wichtige Arbeit ist: Spieleanleitungen auf chinesisch an deutsche/englische Spiele kleben.
Als Kaltgetränke gibt es wie die Trinkpäckchen in D z.B. „Black Bubble Tea" "Green Bubble Tea" und Jasmintee mit Honig. Sehr gut, obwohl es kalter Tee ist! Dann gibt es noch eine Art „Sportdrink", der so ein bisschen wie Sprite ist. Heiße Getränke wie z. B. Mr Coffee wird einem beim Kauf heiß gemacht bzw. gibt's heiß zu kaufen. Genauso beim Essen, was aus dem Regal gekauft wird. Da stehen dann hinter der Kasse Mikrowellen, in der die Angestellten das Essen heiß machen.
Abends war ich auf einem der vielen Nachtmärkte. Dort habe ich Dumplings, also so in etwa (vegetarische) Maultaschen, und einen Sesamwrap gegessen.
Heute Mittag (der Aufbruch war heute morgen so früh, dass es keine Zeit für ein „richtiges" Frühstück gab) haben wir dann mit der ganzen Schar von Mitarbeitern (heute waren's 4), Yujing und den Kindern gut im Restaurant gegessen. Sehr lecker, bunte Mischung aus Fleisch, Gemüse und mehreren Suppen. Ähnlich wie auf dem Festland China. Auch wenn es viele nicht zugeben würden ;)
Es gibt immer so viel vom Tag zu berichten. Ich vergesse bestimmt immer die Hälfte...
Mich holt ein kleines bisschen der Kulturschock ein. Es ist kein negatives Gefühl von Zerrissenheit, Heimweh oder Unbehagen, aber es ist so ein ungewohnter, ferner Alltag und vielleicht sogar auch ein leichtes Gefühl von Fremde. Es ist ungewohnt alleine zu schlafen und dem Computer meinen Tag zu (be-)schreiben.
Ich merke wie schwer es mir fällt, nicht alles auf einmal machen zu wollen. Ich hab die Angst, dass die zwei Monate schneller um sind, als es mir lieb ist, dass ich nicht alles geschafft habe. Bestimmt ist es so. Aber noch halte ich mich in der trügerischen Vorstellung, ich könnte alles Wichtige sehen und erledigen, bevor es wieder nach D geht.
Vokabeln merken fällt mir zur Zeit schwer. Es ist alles neu, da ist mein Kopf schon voll. An die schnelle Aussprache gewöhnt man sich schnell - auch wenn das nicht heißt, dass man dann mehr versteht. Der Unterschied von Nord- zu Südchinesisch wird noch deutlicher, wenn die Leute schnell sprechen. Da hört sich scheinbar alles gleich an und erst wenn man es langsam wiederholt bekommt, merke ich, dass ich eigentlich alle Wörter schon kennengelernt habe...
Johannes hat mich heute in den Raubkopiemarkt eingeführt. In China besteht ja die Ansicht, dass Kopieren kein Diebstahl ist, sondern lediglich ein Kompliment, eine Verbesserung von etwas, das es schon gibt. Dass seine Spiele von manchen Händlern als kopierte Version verkauft werden (natürlich günstiger als die Originale) findet er natürlich nicht so toll. So gibt es doch in (fast) alle Richtungen der Gesellschaft Verknüpfungen und Beziehungen!
09.02.
Heute hat Juihan Geburtstag. 26 Jahre. Noch so jung! ;) Morgen früh treffe ich mich mit ihr. =)
Der Tag heute war wieder mal sehr anstrengend und ermüdend. Die ganze Zeit im Lager gewesen und sortiert. Nächste Woche geht's dann im Whitchhouse los, dem Cafe von Johannes' Frau. Direkt an der Taida (Kurz für „Taiwan Daxue" - Taiwans Universität) gelegen gibt es dort vor allem Studenten.
Ich merke, dass ich das Sprechen, das Verstehen und schnelle Reagieren bzw. Vokabeln im Kopf zusammensuchen unglaublich anstrengend finde. Zusätzlich hab ich mich wohl ein kleines bisschen erkältet - wie sollte es anders sein im „Urlaub"?! Dafür hab ich, quasi auf einen Schlag, einen Schreibwarenladen (Kalligraphiezubehör!!!! Wuuuhuuu!) und einen Markt mit einem Teestand gefunden. Erstmal 2 Pfund feinsten Tee gekauft (schon probiert :-) ) - für umgerechnet ca. 10 Euro.
Das Essen danach war eine Herausforderung: Es gab Tintenfisch. Ganzen Tintenfisch. Naja... ich geb's zu: Die Augen hab ich weggelassen...
Ausserdem einige (für mich) ungewöhnliche Dinge, die ich beobachtet habe:
- Was in Münster die Fahrräder sind, sind hier die Motorroller. In doppelter Menge.
- "Hallo" (sprich also wirklich "hallo") ist eine allen bekannte, völlig normale Begrüßungsfloskel
- viele Menschen tragen hier Mundschutz. Da stellt sich mir doch die Frage: Für die anderen oder für sich selbst? Bis jetzt habe ich noch keine Erfahrungsberichte...
- Mehrere Menschen haben sich mit dem Gruß aus den alten Kungfufilmen begrüßt, in denen eine Faust als respektvolle Begrüßung mit der anderen Hand vor die Brust gehalten wird, mit einer leichten Verbeugung. Dabei sieht es so aus, als würde die Hand die Faust aufhalten. Sehr cool, hat was meditatives
- Als ich auf dem Nachtmarkt Dumplings gegessen habe, hat sich doch tatsächlich ein älterer Herr am Tisch, während des Essens, die Nase geputzt (eigentlich vergleichbar für uns mit geräuschvollem Erbrechen auf den Tisch...). Juihan erzählte mir später, dass Naseputzen (inzwischen) normal sei und eben dazugehört.
- Die Schuhe der Damen bestehen (neben einigen Pumps und schicken Ballerinas) vor allem aus Turnschuhen, Chucks oder (wohl am meisten vertreten...) Moonboots.
13.02
Das Wochenende war unglaublich. Unglaublich schön. Unglaubliche Natur. Unglaubliche Freundlichkeit und Gastfreundschaft.
Ich bin mit Juihan in ihren Heimatort Taizhong (台中) gefahren, mit dem Zug ca. 2h von Taibei entfernt. Deswegen auch so lange keine Nachricht von mir. Taizhong liegt mitten im Herzen Taiwans, also im bergigen Gebiet. Ihre Mama und ihre größere Schwester (äääähm... ältere Schwester, 1 Jahr ;)) waren auch da. Ihr Papa war beruflich unterwegs. Das war echt ein komisches Gefühl, sie mal in diesem Kontext zu sehen. Ernüchternd. Und schön.
Es scheint, als sei essen in Taiwan eine Art Volkssport. Wo immer man ist, gibt es viele kleine "Schnellrestaurants", die aber eigentlich meist nicht mehr sind als improvisierte, schmuddelig aussehende Grillstände mit Glasscheibe. Erst auf den 2. Blick erkennt man, wie ordentlich, organisiert und sauber alles ist. Und es schmeckt immer gut, weil das Essen wegen den hohen Temperaturen immer frisch ist.
So bin ich schon am ersten Abend (Freitag) mit Juihan durch die belebten Straßen Taizhongs spaziert und wir haben mindestens 7 verschiedene Gerichte probiert. Darunter auch so exotische Sachen wie Schweineblutkuchen, Papayamilch, Hühnchenhintern (kein Witz!) und eine Weichschildkröten-Suppe. Die Schildkröte wurde frisch vor unseren Augen zerlegt. Anschließend wurden uns in Gläsern das Blut als Getränk angeboten. Schmeckte mir ganz gut, war aber schon eine Überwindung...
Am Samstag gings an die Küste Taiwans nach Lugang (鹿港). Dort war ein großes Lichterfest mit tausenden Menschen (die vor allem zum Abend in die Stadt strömten, wir haben den Stau gesehen) und (wie sollte es anders sein) ganz viel gutem, leckerem Essen!!! Die vielen tollen Pappmache-skulpturen waren alle selbstständig beleuchtet und machten aus der Straße eine Allee. Wunderschön!
Der Sonntagsausflug ging in die andere Richtung: Weg von der Küste in die Berge. Aber auch hier oben ist Wasser - der größte Fluss in Taiwans Bergen ist der Sun-Moon-Lake, den wir befahren und beguckt haben. klarblaues Wasser, viele sehenswerte Pflanzen, Tempel, tolles Wetter und Hotels um den Fluss machen den Ort bei (Festland-)chinesischen Touristen sehr beliebt. Ein tolles Ausflugsziel, bin auch ein bisschen braun geworden... :D
Die Gastfreundschaft ist wirklich unübertroffen. Ich musste mit Juihan kämpfen, auch mal etwas bezahlen zu dürfen - Bei ihrer Mutter hatte ich sowieso keine Chance... Dafür gab's dann 2 Tafeln Schokolade und Schokocappuccino für die 3. Längst nicht ausreichend für das schöne Wochenende und die hilfreichen "Insidertipps". Vielen Dank!
So weit, so gut. Weitere Screenshots folgen.
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