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Seit heute Morgen haben wir ein Haustier: Beim Frühstück entdecke ich ein Mäuschen, das auf dem Stiel einer Pfanne balanciert, die auf dem Herd steht. Da Margrit nicht zu der Sorte Damen gehört, die beim Anblick einer Maus auf einen Stuhl springen und wir das Tierchen süss finden, lassen wir den kleinen Mitbewohner unbehelligt. Das selbst gebackene Brot schmeckt zwar nicht ganz wie aus einer Schweizer Fünfsterne-Bäckerei, aber deutlich besser als die süsslichen Brötchen aus dem Holzbackofen.
Wir machen uns auf den Weg zum Aluguer-Abfahrtsplatz nach São Jorge und werden schon an der übernächsten Ecke von einem Fahrzeug abgefangen, auf dem unser Ziel steht. Wir sind fast die ersten Fahrgäste; auf der Suche nach weiteren dreht der Fahrer erst mal sieben Runden durch die holperigen Gassen des Städtchens, bis er endlich auf die Ausfallstrasse einschwenkt. Eine gesetztere, hier wohnhafte Holländerin steigt zu, der ich einige nützliche Informationen entlocken kann, z. B. in welchem Laden Fleisch auf appetliche Weise verkauft wird. Die Fahrt, die auf 400 Höhenmeter hinauf und wieder hinunter auf 140 Meter führt, geht durch mehrere Weiler und kleine Dörfer, wie üblich wird unterwegs aus- und zugestiegen. Ein Schuljunge setzt sich zur Hälfte auf Margrits Knie, was diese ächzen lässt - aber hier ist das eben so; die Leute haben keine Berührungsängste. Dank Handy-GPS kann ich dem Fahrer genau sagen, wo wir aussteigen wollen. Der schmale Weg, auf dem wir meerwärts wandern wollen, wäre sonst leicht zu übersehen.
Laut Karte dauert die kurze Wanderung bergab durch ein Tälchen 45 Minuten, aber wir erreichen die Lavabucht „Ponta da Salina" schon nach einer guten halben Stunde. Bilder haben uns vorbereitet, aber wir sind ein bisschen enttäuscht: Die Fischerhütten auf der Seite würden kaum stören, aber mittendrin verdirbt ein furchtbar hässliches, heruntergekommenes Gebäude mit unbekanntem Zweck die Sicht. Immerhin kann man daneben unverdorbene Natur fotografieren. Auf dem Strand liegen bunte Fischerboote; ein paar Männer schleppen ein Boot den Strand hoch. Am sehenswertesten ist eine Lavazunge mit einer mehrere Meter hohen Naturbrücke. Leider wird 100 Meter links der Bucht eine Bungalow-Hotelanlage gebaut. Wir schauen uns den alten Friedhof 200 Meter weiter auf der Klippe an. Er ist total vernachlässigt, die Mauer ist stellenweise ins Meer abgestürzt, aber offenbar wird er noch benützt; wir sehen Grabkreuze mit Inschriften von 2015. Eine alte Grabplatte dient uns als Sitzbank. Nach dem Aufstieg auf dem gleichen Weg folgen wir der Strasse einen halben Kilometer bis zum Dorf São Jorge. Kinder versuchen uns auf Distanz anzubetteln; „Moni, moni", aber sie wagen nicht, sich uns zu nähern. An einem Schulhaus vorbei, das wir erst wegen des Kinderlärms als solches erkennen, und durch eine unansehnliche Beton-Sportanlage finden wir eine Abkürzung zum Dorfzentrum. Das Dorf wirkt armselig, viele Häuser sehen unfertig aus oder wie Ruinen. Kleine Hunde kläffen uns an, ziehen aber den Schwanz ein, als wir näher kommen. An der Hauptstrasse, zwischen primitiven Bars und winzigen „Mercerias", lungern eine Anzahl junge Männer herum. Ein etwas älterer spricht uns auf französisch an, fragt mich mehrmals nach dem Namen und drückt mir wiederholt die Hand, beherrscht die Sprache aber kaum; auf alles, was ich sage, antwortet er mit „d'accord". Auf einem schattigen Mäuerchen sitzend, warten wir eine gute halbe Stunde, bis wir ein Aluguer nach São Filipe besteigen können. Kurz nachher steigt eine Frau zu, die wir am Strand gesehen haben. Sie schleppt einen mächtigen Eimer voller Tintenfische mit sich. Als irgendwo eine Frau aussteigt, entlädt die Fischfrau ihren Eimer, wägt mit einer ebenfalls mitgeführten Waage eine Portion Fisch ab und verkauft sie an die andere. Sowas geht hier problemlos - man hat einen andern Zeitbegriff, und schliesslich gibt es keinen Fahrplan. Auf der Weiterfahrt unterhalte ich mich mit einem bärtigen, glatzköpfigen jüngeren Weissen, der ein Kleinkind auf den Knien mitführt. Er spricht amerikanisches Englisch, habe 22 Jahre in Boston gelebt. Im Reisebuch habe ich gelesen, einige Einwohner hätten historische familiäre Beziehungen zu Massachusetts und würden hin und her pendeln. Sie gehören gewiss zu den besser situierten Leuten hier.
In dem Laden namens „Frutal", den uns die Holländerin zeigte, gibt es tatsächlich zugeschnittenes Rind- und Schweinefleisch zu kaufen, teilweise sogar verpackt.
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Heini Herzlichen Dank für eure Wortmeldung, Mike und Elsbeth. Kommentare freuen mich sehr, weil ich dann sehe, dass meine Einträge gelesen werden.
Elisabeth und Mike Lieber Heini, liebe Margrit Da könnten wir ja neidisch werden ob Euren warmen Temperaturen. und romantischen Bilder von Meer und Schiff. Und "ein bisschen" Abenteuer hält doch jung, oder? Und da Ihr ja in den Ferien seid ist manchmal eben fünf Minuten eine Stunde.....das soll scheints so sein in manchen Ländern.....noch viele gute Erlebnisse wünschen wir Euch! Liebe Grüsse Elsbeth und Mike