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Als ich gegen halb acht Uhr auf die Terrasse hinaustrete, beobachte ich erstmals die Schnellfähre, die von Brava herüber kommt. Sie scheint um 7 Uhr drüben abzufahren. Da heisst es dann, an dem Tag unserer Rückkehr früh aufzustehen! Gegen halb zehn Uhr sehen wir das Boot wieder Richtung Brava fahren.
Von den Wanderbuch-Touren entscheiden wir uns heute für jene, die am nächsten an São Filipe liegt. Eines der knallgelben, allgegenwärtigen Taxis führt uns für 700 Escudos zum rund 7 km nördlich auf gut 400 Metern am Hang liegenden Dörfchen São Lourenço hinauf. 100 Escudos pro Kilometer für Taxifahrten scheint der übliche Tarif zu sein. Wir lassen uns bei der Kirche absetzen. Das Bauwerk gibt nicht viel her, im Gegensatz zum grossen Friedhof, dessen zahlreiche mit Kreuzen gekrönte Grabmäler sehr katholisch wirken. Wanderkarte und GPS lassen uns leicht den Weg finden, der neben der Friedhofmauer bergab führt. Das einstmalige gepflasterte Strässchen ist anfangs weggespült und überwachsen, nur stellenweise lassen Seitenmauern den Verlauf erkennen. An einzelnen Häusern und durch abgeerntete Maisfelder, deren verdorrte Stauden noch stehen, geht es mit Meersicht den sanft abfallenden Hang hinab. Wir überqueren die asphaltierte Strasse, auf der wir gestern nach São Jorge fuhren, dann geht es weiter auf der hier gut erhaltenen und von Anwohnern befahrenen Pflasterpiste. Bei einer Bauruine machen wir Rast, bevor wir bei einem Haus eine freundlich grüssende junge Frau mit kleinen Kindern antreffen, die mühsam auf einem Waschbrett ihre Wäsche schrubbt. Solche Waschbretter sahen wir in São Filipe zum Verkauf; wir fühlen uns sechzig Jahre zurückversetzt.
Von weitem erkennen wir unser Wanderziel, die „Achada Malva", eine palmengesäumte Gemüse- und Fruchtplantage. Es soll hier eine Quelle geben, die den Anbau ermöglicht. „Achada", eine häufig vorkommende Bezeichnung, übersetzt der Google-Übersetzer mit „gefunden", es dürfte aber noch eine andere Bedeutung haben. Die leuchtend grünen Kartoffelfelder und graublauen Kohlköpfe stechen krass von der verdorrten Umgebung ab. Ohne eine Person anzutreffen, machen wir im Schatten unbekannter Bäume vor dem Wirtschaftsgebäude Rast. Die Quelle ist leider nicht zu sehen, nur eine Pumpanlage.
Auf der gepflasterten Strasse marschieren wir nun parallel zur Küste Richtung Inselhauptort. Rund 7 lange Kilometer hätten wir vor uns - aber wir haben Glück, denn schon nach einigen hundert Metern hält ein Pickup an, und die zwei jungen Typen lassen uns auf der Hinterbank mitfahren. Es wird eine Schüttelfahrt, aber „schlecht gefahren ist besser als gut gelaufen". Die freundlichen Männer setzen wir uns am Ortsrand ab, unweit von jener Bäckerei, wo gestern die Holländerin köstliche Magdalenas kaufte (wir durften kosten). Wir decken uns ebenfalls damit ein und zusätzlich mit Formenbrot in Scheiben, das hoffentlich gut schmeckt. Mit weiteren Lebensmitteln beladen, kehren wir ins Studio zurück und geniessen, der Ruhe pflegend, den Rest des Nachmittags. Im Laufe des Tages wurde es heute immer dunstiger, so dass die gut 20 Kilometer entfernte Insel Brava nur noch schemenhaft zu sehen ist.
Um für morgen eine Inselrundfahrt zu buchen, suche ich das Reisebüro „Qualitur" auf, aber es ist schon geschlossen. Deshalb frage ich einige junge Taxifahrer und teste sie ein bisschen auf Sprachkenntnisse. Damit ist es - wir haben es schon erfahren - nicht weit her, aber schliesslich finde ich einen nicht ganz jungen Fahrer, der ein paar Brocken englisch, französisch und etwas spanisch kann und mit einem Preis von 6000 Escudos (60 CHF) einverstanden ist. Die jungen Typen versuchten, mir den „normalen" Preis von 8000-9000 Escudos weiszumachen. Der ausgesuchte Fahrer brachte mich vor die Haustür zurück und wird uns morgen um 9.30 Uhr abholen. Die Tour mit vielen Stops an interessanten Punkten soll bis 15 oder 16 Uhr dauern.
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