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Im Wanderbuch heisst es, auf dem Weg zum Leuchtturm an der Ponta Preta, wohin wir heute wollen, habe es wiederholt Überfälle gegeben, weshalb man diesen Weg nicht ohne Führer gehen solle. Da die Hotelangestellten das gleiche sagen, lasse ich den Rezeptionisten einen solchen suchen. Er wird tatsächlich bald fündig, und schon eine Viertelstunde später trifft zu Fuss ein Schwarzer ein, der sich mit Alberto vorstellt. Seine anfängliche Forderung von 3000 CVE (30 CHF) handle ich auf 2000 herunter. Unterwegs zum Strand, wo der Wanderweg beginnt, muss Alberto nochmals schnell nach Hause, um robustere Schuhe anzuziehen, und in einem Laden müssen wir Wasser, Cracker und eine Flasche unbekannten Inhalts für ihn kaufen. Leider ist sein Englisch eher schlecht verständlich, und mit französisch sieht es noch düsterer aus. Aber wir müssen ja nicht viel reden. Zuerst geht es dem erstaunlich hellsandigen Strand entlang, dann durch ein kleines Akazienwäldchen. Der staubige Weg ist anfänglich besser als erwartet, aber dann müssen wir an einigen felsigen Stellen doch die Hände zu Hilfe nehmen. Wir überqueren ein trockenes, steiniges Hochplateau, wo sogar ratlose Kühe herumstehen, die hier wohl nur wenig Futter finden dürften. Auch einige Ziegen meckern auf den Felsen; Alberto sagt, es seien verwilderte, die man einfangen oder jagen könne, wenn man wolle. Drei Männer kommen uns entgegen, zwei davon mit Flinten ausgerüstet. Sie würden Vögel jagen, Tauben oder Wildhühner, erklärt Alberto. Es gebe auf den Bergen auch Affen, die gelegentlich gejagt würden. Ja, er habe auch schon Affenfleisch gegessen, aber es schmecke zu süss, gesteht er auf meine Frage. Später treffen wir einen einsamen Franzosen an, den Alberto schon von der Stadt kennt. Er hatte Mühe, den Weg zu finden, und fragt, ob er sich ein Stück weit uns anschliessen dürfe. Nach einem steilen Abstieg taucht unvermittelt das Dach des Leuchtturmwärterhauses auf. Einen eigentlichen Turm gibt es nicht, nur ein abgestuftes steinernes Gebilde mit einer Art Lampe darauf. Einen Wärter gab es schon lange nicht mehr.
Auf herumliegenden Steinen setzen wir uns zu einem kleinen Picknick, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Zeitlich schaffen wir die Tour ziemlich genau in den 3 ½ Stunden, die im Wanderbuch stehen. Zurück am Strand spreche ich ein französisches Paar an, das Wanderschuhe neben sich auf dem Sand liegen hat. Nein, sie hätten noch nie einen Führer engagiert, sie hielten das Wandern nicht für gefährlich. Sie erwähnen auch eine Tour in der Serra Malagueta, die ich ins Auge gefasst habe und die wir morgen unternehmen wollen. Ob die Überfall-Horrorgeschichten nur deshalb die Runde machen, damit die Wanderführer beschäftigt sind? Mitte Nachmittag sind wir zurück im Hotel.
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