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Da uns die bisher hier gekauften Brötchen absolut nicht schmecken - Margrit findet sie so scheusslich, dass ihr fast die Tränen kommen - , kaufen wir in einem der Mini-Mercados Mehl, Backpulver und Trockenhefe, um zum Frühstück Pancakes zu backen. Auf Fogo, wo wir in einem Studio wohnen, das einem Deutschen gehört, finden wir dann hoffentlich einen Backofen vor, um Brot zu backen.
Nach dem Einkauf stellen wir uns an die Hauptstrasse, und schon bald sitzen wir in einem Aluguer, das uns rund 15 km weit auf die Serra Malagueta bringt. Diese Sammeltaxis sind eine sehr praktische Einrichtung, da sie zwar ohne Fahrplan, aber häufig verkehren, so dass man nie lange wartet. Ein- oder aussteigen kann man überall. Zudem sind sie ausgesprochen billig. Die Fahrt auf die Berge kostet ganze 100 CVE pro Person. Vom Kassahäuschen des Parque Natural, wo niemand Eintritt verlangt, wandern wir auf einer anfänglich gepflasterten, bald nur noch gekiesten Piste auf dem Bergrücken Richtung Ostküste. Es ist kühl auf dieser Höhe und Wolken sitzen auf den Bergen auf. Gut, dass wir die Wanderjacken bei uns haben. Der zuweilen lästige, böige Passatwind, der vom Tal herauf weht, tut sein übriges, so dass wir bald zu frieren fürchten. So weit kommt es zum Glück aber nicht.
Beidseits bieten sich eindrückliche Tiefblicke in Täler, auf Dörfer und die benachbarten Bergketten. Am westlichen Horizont taucht die Insel Fogo auf. Der Weg führt um viele Kurven sachte bergan durch lockeren Baumbestand - von Wald kann man nicht sprechen. Ein Pickup mit einer riesigen Heuladung kommt uns entgegen, an dem sich hinten zwei Typen anklammern. Etwas später tauchen zwei wandernde Paare gesetzteren Alters auf, Franzosen, wie sich herausstellt. Die Inseln scheinen bei diesen beliebt zu sein. Kaum sind wir an ihnen vorbei, rufen sie hinter uns her: „Madame, votre sac est ouvert", oder so ähnlich. Tatsächlich, Margrits Rucksack klafft weit offen, und unser ganzes Mittagspicknick ist weg: Äpfel, Sandwiches, Studentenfutter! "Toute la bouffe!" wie einer der Franzosen meint. Die Getränkflasche ist zum Glück in meinem Rucksack. Die Franzosen versprechen, die Sachen an den Wegrand zu legen, falls sie sie finden. Dafür besteht wohl wenig Hoffnung, denn die Schwarzen im Pickup werden sich den Schmaus nicht haben entgehen lassen. Margrit muss den Rucksack, als sie die Wanderjacke herausnahm, nicht mehr richtig verschlossen haben. Natürlich ist sie ausser sich vor Ärger.
Etwas zerknirscht setzen wir die Wanderung fort. Nach einem weiteren Anstieg stecken wir kurz im Nebel, bevor wir in einer Senke auf ein terrassiertes, völlig verwaistes Campinggelände stossen. Neben dem Verwaltungshaus setzen wir uns an einen der Picknicktische - leider ohne die knurrenden Mägen befriedigen zu können. Kaum haben wir uns gesetzt, nähert sich ein schlacksiger Schwarzer mit einem bepackten Esel und umgehängter Flinte. Er beginnt um Essen zu betteln. Da hat er Pech, wir zeigen ihm unsere leeren Rucksäcke. Er plappert weiter, wobei ich das Wort „money" zu verstehen glaube, aber nicht darauf reagiere. Uns ist ziemlich unwohl in dieser Situation, und wir sind sehr erleichtert, als er weiterzieht. Auf dem Rückweg halten wir sorgfältig so viel Abstand von ihm, dass er uns nicht sehen und auf die Idee kommen kann, uns erneut zu belästigen. Wie nicht anders erwartet, ist von unseren Esswaren nichts mehr aufzufinden. Wir gönnen den glücklichen Findern den Schmaus.
An der Hauptstrasse hält bald ein praktisch volles Aluguer, in das wir uns aber nicht hineinquetschen mögen, sondern auf das nächste warten, das schon nach 10 Minuten hält. Dieses Fahrzeug ist leer. So sind wir heute schon am frühen Nachmittag zurück. Ein üppiges Birchermüesli tröstet uns über das verlorene Picknick hinweg. Wir machen uns einen geruhsamen Nachmittag.
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